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Offener Brief an die Bayerische Regierung #JungUndAusgeschlossen

Die aktuellen Regeln erschweren die Offene Jugendarbeit enorm und schließen nach Schulende genau die Menschen aus, die unter der Pandemie am Meisten leiden: Die Jugendlichen. Dies hat bereits der Präsident des Bayerischen Jugendrings Matthias Fack vor einigen Tagen formuliert. Uns war es daher ein dringendes Anliegen, einen offenen Brief an die Bayerische Regierung zu formulieren und somit auch die Aktion #JungUndAusgeschlossen zu unterstützen.


Offener Brief

Sehr geehrte Damen und Herren,

laut Bericht BMG und BMFSFJ vom 30.06.21 sind Kinder und Jugendliche „durch die COVID-19-Pandemie in einem hohen Maß psychisch belastet. Es stiegen Symptome wie Ängstlichkeit, Depressivität und Hyperaktivität und Einbußen in der Lebensqualität, aber auch Einsamkeit. Zudem werden Folgewirkungen beschrieben wie Risiken der häuslichen Gewalt, Übergewicht, Essstörungen, verstärkte Mediennutzung und mangelndes Gesundheitsverhalten.

Um dem entgegenzuwirken, wurden Unterstützungen wie beispielsweise das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche 2021 und 2022“ initiiert, damit Jugendliche einen Ausgleich nach der Zeit großer Belastung erhalten.

Was aber nutzen Aktionsprogramme und Unterstützungen, wenn Kinder und Jugendliche nach dem Schulbesuch in ihren Möglichkeiten erneut stark eingeschränkt sind? Während der Schulzeit dürfen die Jugendlichen noch zusammensitzen, aufgrund der 15. Bayerischen Infektionsschutzverordnung ist das Treffen am Nachmittag kaum mehr möglich.

Niemand von uns Erwachsenen weiß, wie es sich anfühlt jetzt jung zu sein. Was es tatsächlich bedeutet seit fast zwei Jahren am „Erwachsenwerden“ gehindert zu werden durch die Einschränkungen und Folgen der Pandemie. Was wir aber wissen ist, dass Erwachsene ihrer Verantwortung gegenüber den jungen Menschen somit nicht gerecht werden.

Die letzten Wellen haben deutlich gezeigt, wie schwer die psychosozialen Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendlichen waren und sind. Statt nun entsprechend zu reagieren, schränkt die 2G Regelung in Bayern die soziale und kulturelle Teilhabe der Jugendlichen erneut ein. Ein Besuch im Jugendzentrum ist für die Jugendlichen nicht mehr möglich insofern sie nicht geimpft oder genesen sind. Und dies, obwohl die Jugendlichen bereit wären, sich nachmittags erneut testen zu lassen, Maske zu tragen und Abstand zu halten.

Das Jugendzentrum sowie andere Orte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind aber elementar, damit Jugendliche auch nach der Schule einen Verweilort vorfinden: Ein Ort, an dem die Interessen, Bedürfnisse und alltäglichen Herausforderungen der Jugendlichen im Mittelpunkt stehen und fachlich begleitet werden. Ein Ort, der sie auffängt und besonders in dieser enorm schwierigen Zeit Halt gibt. Aber auch ein Ort, an dem Jugendliche Zuspruch finden, die es daheim besonders schwer haben.

Dass die Entwicklung der Pandemie Vorsichtsmaßnahmen erfordern, steht außer Frage. Kontaktbeschränkungen, Abstand, Hygiene und Impfungen tragen dazu bei, die Situation zu bewältigen. Betont werden muss jedoch, dass die meisten Jugendlichen keine Entscheidungsfreiheit haben, sich impfen zu lassen, auch wenn sie es wollten. Somit werden die Menschen von den Angeboten der Offenen Jugendarbeit ausgeschlossen, die diese besonders nötig haben und meist nicht selbstbestimmt handeln können.

Wir als Erwachsene müssen alles dafür tun, damit junge Menschen ihre Freiheiten und die Leichtigkeit des Jungseins wieder zurückbekommen. Dafür müssen wir endlich Verantwortung übernehmen. Die noch immer viel zu niedrige Impfquote speziell in Bayern schränkt die Freiheiten der jungen Menschen weiterhin ein und fällt auf sie zurück. Deshalb unsere eindringliche Bitte an die Bürger*innen:  Lassen Sie sich impfen. Geben Sie Kinder und Jugendlichen die Lobby, die sie brauchen und die sie verdient haben.

Unser Wunsch an die bayerische Staatsregierung:  Lassen Sie Worten Taten Folgen und stellen Sie Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt der Pandemiebekämpfung. Ermöglichen Sie soziale und kulturelle Teilhabe durch eine 3G Regelung und bieten Sie aufklärende und wertschätzende Impfkampagnen für diese Altersklasse an.

Vielen Dank.

Mit herzlichen Grüßen

Sarah Kandlbinder
(Jugendreferentin Pfarrkirchen)

Petra Fuchs
(Leiterin Jugendzentrum Pfarrkirchen)  


#JungUndAusgeschlossen

Eine Aktion des Bayerischen Jugendrings

Hier unsere Stellungnahme, die wir an den BJR gesendet haben

Grafiken @BJR

Zur Mitmach-Kampagne des BJR (anklicken)

Pressemeldung des BJR vom 17.12.2021 (anklicken)